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– eine Exkursion zu AVA-CO2, einem innovativen Karlsruher Startup

 

Einen pflanzlichen Energieträger, der nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht, das verspricht eine Karlsruher Firma und entwickelt dazu ein Verfahren von 1913 neu. Ein spannendes Thema, das perfekt zu kine passt und uns neugierig gemacht hat. Wir sind zu AVA-CO2 am Rheinhafen gefahren und haben es uns angeschaut.

Biogene Abfallstoffe, also alles von Pflanzenresten aus der Bierherstellung bis zu Stroh oder Pferdmist, enthalten Energie. Energie, die in dieser Form nur schwer nutzbar ist und bisher oft im „Abfall“ landet. Problematisch sind, je nach Ausgangstoff, hauptsächlich der hohe Wasseranteil und eine niedrige Energiedichte, die eine thermische Verwertung (also die Verbrennung) unmöglich machen. Die Vergärung zu Methan in Biogasanlagen wäre hier eine brauchbare Alternative. In diesen Anlagen arbeiten allerdings sensible Bakterien mit kontinuierlichem Hunger, der auch eine kontinuierliche Fütterung notwendig macht. Unregelmäßiger Nachschub und wechselnde Einsatzstoffe sind hier meist ungeeignet und würden das Ganze oft unrentabel machen.

Ökonomisch sinnvoll wird die Nutzung von pflanzlichen Reststoffen daher erst durch neue Verfahren. AVA-CO2 setzt dazu auf die hydrothermale Karbonisierung kurz HTC (Hydrothermal Carbonisation). Ein Verfahren, dass zwar schon 1913 entwickelt wurde, für das aber erst 2010 der weltweit erste großtechnische Testreaktor gebaut wurde – in Karlsruhe. Unter hohem Druck und Temperatur wird der Reaktor zur Zeitmaschine. Was in der Natur Millionen von Jahren dauert, geschieht so in kurzer Zeit und aus Scheiße wird Kohle. In Zeiten knapper Energieressourcen fast so gut wie Gold. Auf jeden Fall hat das Verfahren eine reelle Aussicht auf Erfolg am Markt. Ideen zur Nutzung existieren bereits, so gibt es Überlegungen für Kooperationen mit Brauereien. Anfallender Biertreber könnte direkt auf dem Werksgelände karbonisiert werden, die entstehende Kohle liefert anschließend Wärme für den Brauprozess. Ein geschlossener Kreislauf, der den Energiebedarf der Brauerei reduziert. Prost!

Zwar ist die AVA-CO2-Anlage noch in der Pilotphase, aber zum ersten Mal wurde hier ein großtechnisches Verfahren entwickelt, mit dem zuvor nicht nutzbare, biogene Reststoffe zu brenn- und lagerbarer Kohle aufgewertet wird. Neben der Erschließung bisher kaum genutzter Stoff- bzw. Energieströme ist die entstehende Kohle praktisch CO­2-neutral, da bei dem Verfahren der Umgebungsluft CO­2 entzogen wird.

Ein Eindrucksvoller Zwischenstand auf dem Weg in den Markt, der uns vom Geschäftsführer der AVA-CO2 Herrn Hubschneider vorgestellt wurde. Einige Herausforderungen sind bis dahin noch zu bewältigen, so fehlt es noch an Öfen, die auf diesen speziellen Brennstoff zugeschnitten sind. Auch lohnt es sich nicht die Ausgangsstoffe über lange Wege zu transportieren, doch lokale Anwendungen dort, wo diese anfallen, sind durchaus denkbar. kine ist gespannt wie es mit dieser Technologie weiter gehen wird, es lohnt sich das im Blick zu behalten.

Jana Späthe und Sebastian Kurz